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Wie echt

Kleine Wiegen wie diese standen meistens in einem Nonnenkloster. In der Weihnachtszeit ließen die Nonnen die Wiege schaukeln, als läge ein richtiges Kind darin.

In dieser kleinen Wiege hat unter der reich bestickten Decke wirklich einmal ein Jesuskind – allerdings aus Silber – gelegen, das jedoch verschwunden ist. In der Weihnachtszeit wurde die Wiege besonders schön geschmückt. Sie stand dann im Chor einer Klosterkapelle (oder manchmal in der Kirche eines Beginenhofes). Die Nonnen zogen dann abwechselnd an einem kleinen Bändchen. Dadurch schaukelte die Wiege und die beiden silbernen Glöckchen unten klingelten. 

 

Schaukeln

Im Späten Mittelalter – der Zeit, in der die Wiege angefertigt wurde – fanden die Menschen es sehr wichtig, dass man sich in religiöse Ereignisse wie beispielsweise die Geburt Jesu hineinversetzen konnte. Durch das Singen von Liedern und das Schaukeln der Wiege wurde dieses Ereignis fast greifbar. Es kam in gewisser Weise einer Theateraufführung gleich.

 

Schwanger

Es sind nur wenige dieser kleinen Wiegen erhalten geblieben. Dieses vergoldete Exemplar gehört zu den schönsten. Die Seitenwände wurden mit zwei passenden Szenen bemalt: Der Engel Gabriel verkündet Maria die Geburt Jesu (die Verkündigung) und die schwangere Maria besucht ihre unerwartet schwanger gewordene ältere Cousine Elisabeth (Mariä Heimsuchung). Bei den beiden kleinen Skulpturen oben handelt es sich um Maria und ihre Mutter, die heilige Anna. 

 

Werkangaben

  • Weihnachtswiege, 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts
  • Eiche, vergoldet, Höhe: 39,7 cm, Breite: 31,6 cm und Tiefe: 19,7 cm