In diesem Video sprechen der Drehbuchautor Angelo Tijssens, die KIK-Restauratorin Ingrid Geelen und der Museumsdirektor Carl Depauw über die emotionale Anziehungskraft der Skulptur, ihre Geschichte, die Restaurierung und Rückkehr ins Museum Mayer van den Bergh für die Ausstellung Publikumslieblinge. Meisterwerke ganz nah. (Lesen Sie unter dem Video weiter.)
Ein einziger Block Nussbaumholz
Die Restaurierung des flämischen Meisterwerks, die 2023 begann, brachte überraschende Erkenntnisse. Eine Röntgenuntersuchung bestätigte, dass die gesamte Holzskulptur aus einem einzigen Nussbaumblock geschnitzt wurde – angesichts der Größe der Skulptur eine beeindruckende handwerkliche Leistung. Bemerkenswert ist auch der Hohlraum auf der Rückseite. Nagelspuren zeigen, dass er ursprünglich mit einer Platte abgedeckt war, was bei gotischen Skulpturen häufiger vorkam. Die Holzstruktur selbst verrät den Einsatz von Hohlkehlen, Raspeln und Dechseln. Man kann die Anstrengung des Bildhauers – seine Mühen und seinen Schweiß – fast noch in der Oberfläche spüren.
Abgenutzte Knie und rosige Wangen
Die Polychromie ist typisch für die Gotik: Blattgold, Rot, Grün und Blau. Vor allem Blattgold wurde häufig auf religiöse Statuen aufgetragen: Durch die Reflexion des Lichts schienen sie selbst Licht auszustrahlen – und wirkten dadurch noch hingebungsvoller. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich diese Farben jedoch stark abgenutzt. An den Knien von Jesus und Johannes zum Beispiel ist die Polychromie vollständig verschwunden, vermutlich aufgrund wiederholter Berührungen durch die Dominikanerinnen in Diessenhofen (Schweiz), wo die Skulptur jahrhundertelang im Kloster stand. Die Wangen hingegen zeigen keine Anzeichen von Abnutzung: Ihre gesunde rosige Farbe ist erhalten geblieben.
Bild: die Behandlung im KIK






Wiedererlangte Farbe
Bei der Restaurierung wurden die Farben nicht nur aufgefrischt, sondern auch mithilfe von Probenuntersuchungen aus dem KIK-Archiv konsolidiert. Die Pigmentproben stammen von einer früheren Behandlung im Jahr 1951. Damals wurde die Skulptur mit einem Wachs-Harz-Gemisch getränkt, das die Farben matt und fettig machte. Anschließend wurde eine braune, halbtransparente Schicht aufgetragen, um kleine Mängel zu kaschieren, doch diese verursachte hauptsächlich Flecken und optische Beeinträchtigungen. Holzwurmlöcher, Risse, Vorwölbungen, Verfärbungen und andere Anzeichen von Verfall wurden nun sorgfältig beseitigt. Das Ergebnis nach fast zwei Jahren Restaurierung? Ein glänzender Jesus und Johannes, die – befreit von Schmutz und Blässe – auch nach 850 Jahren noch Trost und Verbundenheit ausstrahlen.
Empathie und Trost
Angesichts der weiblichen Züge des Johannes konnten sich die Nonnen jahrhundertelang gut mit ihm identifizieren. Die ineinander gelegten rechten Hände verweisen auf die Ehe – das mystische Band zwischen Christus und der gläubigen Nonne, der „Braut Christi“. Auch heute noch weckt die Skulptur bei den Besuchern Gefühle wie Empathie, Trost und Verbundenheit. Der Schriftsteller und Drehbuchautor Angelo Tijssens wählte die Skulptur als Publikumsliebling aus, weil ihre Intimität weit über die ursprüngliche religiöse Bedeutung hinausgeht. Wie er so treffend meint: „Es besteht eine Verbindung zwischen diesen beiden Figuren: Ein Kopf hört auf ein Herz, die Hände sind ineinander gelegt. Empathie, Ergriffenheit, Trost – das löst diese jahrhundertealte, mit Liebe zum Detail geschaffene Skulptur bis heute beim Betrachter aus.“
Bild: Heimkehr nach Antwerpen
Bewundern Sie die Christus-Johannes-Gruppe im Maagdenhuis, wo sie zusammen mit 90 anderen Meisterwerken aus der Museumssammlung in der Ausstellung Publikumslieblinge. Meisterwerke ganz nah erstrahlt.






