Familie mit Sinn für Schönheit
Die Familie Mayer van den Bergh gehört im 19. Jahrhundert zur High Society. Fritz ist der älteste Sohn von Henriette van den Bergh (1838-1920) und Emil Mayer (1824-1879).
Henriëtte und Emil
Die Mutter von Fritz, Henriette, gehört zu einer einflussreichen Antwerpener Familie. 1857 heiratet sie Emil, einen Kölner Geschäftsmann. Das junge Paar kauft das Eckhaus in der Lange Gasthuisstraat 21, bekannt als Hof van Arenberg. Sie lassen dieses Stadtpalais mit zentralem Innenhof vom Architekten Frans Bex umfassend umgestalten. Ganz im Stil der herrschenden Mode sind die Räume − wahrscheinlich − mit Stofftapeten, Holzvertäfelungen in hellen Farben, hohen Spiegeln und Marmorkaminen im französischen Rokokostil ausgestattet.
Umgeben von Kunst
Im Jahr 1862 − Fritz ist 4 Jahre alt − zieht die junge Familie in ihr neues Haus. Fritz und sein Bruder Oscar wachsen dort umgeben von Kunst auf. Dort hängen unter anderem der „Hochzeitstanz“ und die „Anbetung der Könige“ von Jan Brueghel de Oude, die Vater Emil erworben hat, an der Wand. Die Werke sind noch heute Teil der Sammlung. Sind sie der Anfang von Fritz' Faszination für Bruegel?
Oscar übernimmt das Geschäft seines Vaters. Fritz kann sich ganz seiner Leidenschaft widmen: dem Sammeln von Kunst. In kaum einem Jahrzehnt hat er eine einzigartige und vielfältige Kunstsammlung zusammengetragen. Leider kann er sich seinen Traum − ein Museum für seine Sammlung − nicht mehr erfüllen. Er stirbt plötzlich nach einem Sturz von seinem Pferd. Fritz wird 43 Jahre alt.
Entschlossenheit von Henriette
Mutter Henriette ist in tiefer Trauer, bleibt aber nicht untätig. Bereits im August 1901 − drei Monate nach dem Tod von Fritz − erhält sie die Baugenehmigung für ein neues Gebäude. Sie lässt das Haus neben dem Haus der Familie (Nummer 19) sowie einen Teil des Wohnhauses abreißen. Dort soll das Museum zu Ehren ihres verstorbenen Sohnes eingerichtet werden.
Den Entwurf, einschließlich der Inneneinrichtung, vertraut Henriette dem Architekten Joseph Hertogs an. Für die Fassade dient „Die Drei Könige“ als Vorlage: die Rekonstruktion eines Hauses aus dem 16. Jahrhundert, das Henriette und Fritz für die Weltausstellung von 1894 bauen lassen.
Henriette drückt der Innenarchitektur des Museums ihren Stempel auf. Sie lässt Originalstücke aus Fritz' Sammlung (Buntglas, Kamine, Vertäfelungen) in die Einrichtung integrieren und kommt auf die Idee, empfindliche Sammlungsstücke (Zeichnungen, Textilien, Münzen) in speziellen Schränken aufzubewahren. Am 17. Dezember 1904 wird das Museum eingeweiht.
Getrennt und wiedervereint
1904 ist das Museum noch keine öffentliche Einrichtung, wie es heute der Fall ist. Henriette empfängt ihre Besucher meist persönlich im Haus der Familie. Durch eine schmale Galerie − die heute wieder in ihrem alten Glanz erstrahlt − führt sie die Gäste in das Museum.
Im Jahr 1906 gründete sie ein Kuratorium, das über den Fortbestand des Museums und der Sammlung nach ihrem Tod wachen sollte. Seit 1951 wird das Museum Mayer van den Bergh von der Stadt Antwerpen mitverwaltet.
Im Jahr 1964 geht das ehemalige Wohnhaus der Familie Mayer van den Bergh in den Besitz der NV Spaarkrediet über und wird zu einem Bankgebäude umgebaut. Von der Inneneinrichtung der Familie Mayer van den Bergh ist nur noch wenig erhalten. Nur im Erdgeschoss ist ein Salon im Stil von Ludwig XVI. erhalten. Der Innenhof und ein historischer Museumssaal (der Große Gotische Saal) verschwinden. Zur gleichen Zeit erwirbt das Museum einige Räume auf der anderen Seite, darunter die heutigen Metsys- und Micheli-Säle. Im Jahr 1998 kaufte die Stadt Antwerpen das Eckgebäude, um dort das Stadthaus für die Stadt Antwerpen unterzubringen.
Ein bleibendes Andenken
Im Jahr 2021 zieht das Antwerpener Stadthaus in den ehemaligen Festsaal Harmonie im Harmoniepark. Seitdem steht das Stadtpalais leer und ist bereit für den nächsten Schritt: die Wiedervereinigung mit dem historischen Museum. Im Jahr 2029 wird ein größeres und renoviertes Museum Mayer van den Bergh wiedereröffnet, als bleibendes Andenken an Fritz und seine beeindruckende Sammelleidenschaft. So wie Henriette es sich vor 120 Jahren vorgestellt hat.